Circuit du Galibot

(Petite-Rosselle (F), 07.05.2022)


Das "Carreau Wendel" in Petite-Rosselle ist beredtes Zeugnis alter Bergbaukultur


Zugegeben: wenn man die Ausschilderungen der saarländischen Premiumwanderwege gewöhnt ist, sind Wanderungen - zumindest im französischen Departement Moselle - etwas gewöhnungsbedürftig. Jedenfalls habe ich mich dieser Tage bei meiner Wanderung auf dem "Circuit du Galibot" in Petite-Rosselle angesichts ziemlich spartanischer gelber Markierungen doch hier und da wieder mit leichtem Wehmut an die recht ausführlichen und vor allem gut sichtbaren Hinweisschilder auf den Traumschleifen im Saarland erinnert.

Andererseits räume ich hier auch ein Klagen auf hohem Niveau ein, denn bei einer "Randonné" bei unserern französischen Freunden gibt es eigentlich kein Orientierungsproblem, wenn man sich nur auf die zwar minimalistischen, aber dennoch eindeutigen gelben Markierungen etwas konzentriert.

Start am "Carreau Wendel"

Ich bin jedenfalls bei bestem Frühsommerwetter auf dem großen Parkplatz am "Carreau Wendel" angekommen. La Mine Wendel ist der einzige Grubenstandort in Frankreich, der Kohlefördertechniken darstellt, die bis zur Schließung der letzten französischen Grube 2004 (La Houve) angewandt wurden.


Meine Wanderung beginnt am "Carreau-Wendel"

Vom Bergbaugelände führt ein befestigter Weg unmittelbar in die Natur


Von dort gehe ich zügig auf die fast 12 Kilometer lange Strecke. Links entlang der historischen Bergbauanlage zieht sich ein robust mit Schotter befestigter Weg gleich in ein grün belaubtes Waldgebiet. Zunächst leicht ansteigend, bevor dann die Straße ("Le Puits gargan") überquert werden muss, um dem Weg tiefer in den ausgedehnten Wald zu folgen. Die Strecke führt an nmächtigen Buchen und Eichen entlang und steigt nach und nach an, bis ich die ersten Häuser des östlich gelegenen Ortsrands von Petite-Rosselle erreiche. Ich folge ein Stück der Avenue Poincaré, biege dann ab und gehe an der Innerortsstraße zwischen schmucken Häusern im französischen Stil hindurch bis zur Avenue de Stiring-Wendel, die unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze verläuft. Ihr folge ich ein gutes Stück in Richtung Nord-Westen, den gegenüberliegenden Waldrand immer vor Augen, an dem die Route schon bald entlang verläuft.


Ein ruhiges, harmonisches Wohngebiet am Ortsrand

Ein Trampelpfad am Waldrand gegenüber den Wohnhäusern führt in den Stiftwald

Tief im Wald dominieren mächtige Buchen und Eichen den Wanderweg

Eine kleine Holzbrücke erleichtert die Bachüberquerung


Das Bild ist bis dahin recht deutlich von kleineren Häusern geprägt, von denen in der Vergangenheit viele umgebaut und modernisiert wurden, die Vergangenheit der Bergbaugemeinde Petite-Rosselle aber trotzdem in Erinnerung rufen.

Natur dominiert

Nach diesem Gang durch den Ort zweigt der "Circuit du Galibot" dann ab diesem Streckenpunkt, der höchsten Erhebung der Route mit knapp über 300 Metern, aber gleich wieder ab in die grüne Natur. Und von nun an geht es zunächst wieder stetig ins Tal hinab, vorbei an einem der typischen großen Wasserspeicher und durch einen dichten Wald mit wuchtigen Bäumen, an dem Robin Hood seine wahre Freude gehabt hätte.
Die tiefste Stelle der Niederung ist dann, wie erwartet, recht feucht und sumpfig, für den Wanderer aber dank gut begehbarer Wege und kleiner Brücken kein Problem.


Beeindruckende Szenerie: Alte Fördertürme

Auch alte Werkstattgebäude zeugen von Bergbau

Auf dem Weg hinab ins Schafbachtal kann man sich an einem Gesundheits-Parcours ertüchtigen

Eine Oase der Stille inmitten einer grünen Lunge: das idyllische Vallée du Schafbach


Und ehe man sich nach der Talwanderung noch richtig entspannt, steht die nächste Steigung an: ein kurzer anspruchsvoller Stich führt hinauf in die Ortslage, zur Rue principale. Die Route schwenkt dann gleich nach Süden, führt wieder bergab und in wenigen Minuten säumen weitere Relikte des früheren Bergbaus die Strecke. Fabrikgelände, stillgelegte Fördertürme, massive Werkstattgebäude.
An einer Straßenkreuzung, die ich später im Verlauf der Runde noch einmal passieren werde, wandere ich dann wieder scharf bergauf, vorbei am großen Friedhof von Petite-Rosselle.

Bergab ins idyllische "Vallée du Schafbach"

Noch ein paar Meter entlang der Straße, dann steht ein weiteres Highlight der Wanderung auf dem Programm, auf das ich gespannt bin. Der Weg führt serpentinenförmig hinab ins idyllische Schafbachtal und wer möchte, kann sich auf dem teilweise als Gesundheitsparcour ausgestalteten Waldweg an verschiedenen Trainingsstationen ertüchtigen. Ich beschränke mich allerdings aufs Wandern und erreiche nach einer Rast den zwischen hohen Bäumen fast versteckten Schafbach-Weiher, den étang de Schafbach. An seiner Schmalseite steht das Haus der Naturfreunde (les amis de la nature), an zahlreihen anschließenden Angelweihern sind Petrijünger auf guten Fang aus. Inmitten der Natur die die Ruhe der Tallage mit allen Sinnen spürbar.


Das idyllische Vallée du Schafbach ist eines der Natur-Highlights der Strecke

Immer wieder dokumentieren Gebäude und Maschinen die Bergbau-Vergangenheit der Gemeinde

Das Rathaus von Petite-Rosselle

Am Place de mineur, kurz vor dem Ende meiner Wanderung, liegt das Collège Louis Armand


Dann aber gleich wieder ein Szenenwechsel: es geht wieder durch Ortsstraßen bis zu einem Kreisverkehr nahe der Grenze, die ich bei Großrosseln mit dem Auto überquert hatte. Dann wieder zurück zu der besagten Straßenkreuzung, auf die ich schon einmal gestoßen war und schließlich in einer langgezogenen Straße wieder bergauf bis zur Église St. Théodore.

Von dort läuft die Route noch einmal kurz bergab und vorbei am place de mineur, an dem linker Hand das Collège Louis Armand liegt und dem place de la victoire. Dann noch etwa 10 Minuten Fußweg und der Ausgangspunkt am Carreau Wendel ist wieder erreicht.

Fazit: Der "Circuit du Galibot" ist ein abwechslungsreicher Wanderweg in Frankreich, ein spannender Mix aus Bergbaugeschichte und idyllischer Natur. Für einigermaßen geübte Wanderer stellt er kein Problem dar, umgibt den Wanderer aber an vielen Stellen mit französischem Flair. Ein Plus für deutsche Wanderfreunde ist seine grenznahe Lage unmittelbar in der Nähe von Großrosseln. Auf jeden Fall eine klare Empfehlung.